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Historie

In der Straupitzer Ortschronik schreibt Lehrer Mak um 1940 zur "Windmühle von Johannes Nitschke":

"Die erste Windmühle stand dort, wo sich heute der alte Friedhof mit der Kapelle befindet. Sie wurde um das Jahr 1650 abgerissen und an der heutigen Stelle wieder als sogenannter Windbock aufgebaut ... Die Familie Nitschke ist seit dem Jahre 1640 als Windmüller in Straupitz ansässig. Angeblich sollen sie aus Ungarn eingewandert sein. Bis zum Jahre 1780 hatten sie die Mühle in Erbpacht, und erwarben sie dann als Eigentum."

Leider hat Lehrer Mak seine Quellen nicht erwähnt, neuere umfangreiche Archivrecherchen konnten die Angaben nicht bestätigen. Fest steht aber Folgendes:
Wann die erste Windmühle in Straupitz erbaut wurde, ließ sich bislang nicht exakt ermitteln. Jedoch verzeichnet das Steuerregister der Herrschaft Straupitz von 1637-1641 einen "Windmüller von einer Wiese im Spreewalde" als Steuerschuldner. Von Anfang an war die Windmühle im Besitz der jeweiligen Herrschaft und gelangte im Jahre 1655 nach mehreren Vorbesitzern in das Eigentum des Grafen von Houwald. Die gräfliche Standesherrschaft Straupitz bestand bis zum Jahre 1945.

Anfänglich wurde die Mühle von angestellten Müllern der Herrschaft betrieben oder auf Zeit verpachtet. Die Müller wechselten häufig, mitunter in recht kurzen Abständen. Anhand der Straupitzer Kirchenbücher und Steuerlisten konnten für die Zeit zwischen 1640 und 1760 bislang 14 verschiedene Namen von Windmüllern belegt werden. U.a. 1649-1667 "Hans Schramm & Sohn George, Windmüller in Straupitz" sowie für das Jahr 1653 ein "Michael Geißler - Windmüller allhier". 1682 schließt Graf von Houwald einen "Vergleich mit Hans Kuraß über die Verpachtung der Brett- und Windmühle zu Straupitz". Als weitere Windmüller werden u.a. genannt: Gottfried Ziegler, Martin Schramm, Ernst Müller, Peter Mattheus, Mattheus Hentzkau, Jacob Hentzkau, Michael Schmidt, Johann Friedrich Lehmann & Mühlknappe Gottlob Lehmann und Christian Wachsmuth. Das Straupitzer Steuerbuch von 1756 führt den "Windmüller Christian Lehninger" auf.

Der Name des Windmüllers Nitschke findet sich in den Straupitzer Kirchenbüchern erstmals wie folgt: "Martin Nitschke, gest. am 07.01.1814 in Straupitz im 86. Lebensjahr; hinterläßt 3 Söhne (u.a. Johann Martin) und 19 Enkel." Martin Nitschke wurde demnach 1729 geboren, der Geburtsort ist unbekannt. 1760 übernahm er die Straupitzer Windmühle an der Laasower Straße durch einen Erbpachtvertrag mit dem Grafen von Houwald. Durch Ablösung der Reallasten und Beendigung des Erbpachtvertrags zum 01.07.1853 ging die Mühle in das Eigentum der Nitschkes über.

Am 17. Februar 1850 brannte die Bockwindmühle aus bislang unbekanntem Grunde vollständig nieder.
Mühlenmeister Gottfried Nitschke beantragte umgehend einen Neubau als "Holländische Windmühle mit zwei Mahlgängen, einem Spitzgange und acht Stampfen." (Quelle: Polizeiliche Bekanntmachung vom 27. März 1850, in: Lübbener Kreisblatt, Jg. 1850, S. 101). Ein Vierteljahr später erhielt Nitschke die amtliche Baugenehmigung: "Dem Mühlenmeister Gottfried Nitschke zu Straupitz im Lübbener Kreis wird hiermit die landespolizeiliche Erlaubnis erteilt, auf seinem in der dortigen Feldmark belegenen Grundstück [...] eine holländische Windmühle mit der Bedingung bauen zu dürfen, daß die Mühle mit einem 5 Fuß hohen Bretter- oder dichten Gitterzaun umgeben wird.

Frankfurt/Oder 13. Juli 1850
Königliche Regierung Abteilung des Innern
[...] Unterschrift"

Die neue "Holländische Mühle" hatte damals noch nicht ihre heutige Gestalt, sondern besaß nur 4 Böden (Etagen), eine bootsförmige Kappe mit Außenkrühwerk und Segelgatterflügel.
1865 übergab Gottfried Nitschke die Mühle an seinen Sohn Karl Friedrich. 1881 brannte diese neue Mühle fast vollständig ab; laut "Lübbener Kreisanzeiger" wegen Überhitzung des Halslagers der Flügelwelle. Beim Wiederaufbau erfolgte vermutlich die Umrüstung auf Jalousieflügel, vorerst allerdings nur an einer Rute.

1885 baute Karl Friedrich Nitschke eine Sägemühle an mit kleinem Vollgatter, welches über eine Transmission von der Windkraft der Mahlmühle angetrieben wurde. Doch die Windkraft dürfte dafür nicht ausgereicht haben, weshalb Franz Nitschke, Mühleneigner seit 1899, im Jahre 1904 (oder früher) eine Dampflokomobile aufstellte. Heute ist leider nur noch das ehemalige Kesselhaus vorhanden.
Die Dampfkraft ermöglichte die Erweiterung des Sägewerks um ein Horizontalgatter mit einem Nenndurchlass von 90 cm. Vermutlich wegen des vorhandenen Kraftüberschusses baute Franz Nitschke im Jahre 1910 noch eine Ölmühle an. Der Antrieb erfolgte auch hier durch den Anschluß an die Haupttransmission der Mahlmühle, welche wahlweise mit Wind- oder Dampfkraft betrieben werden konnte.

1923 zerstörte ein Blitzschlag das Rutenkreuz. 1924 übernahm Johannes Nitschke, ein Sohn von Franz Nitschke, die Mühle und stellte sie komplett auf Elektroantrieb um. Das zerstörte Rutenkreuz wurde abgenommen, die Kappe mitsamt Windrose blieb noch jahrzehntelang auf dem Turm, wurde aber mit der Zeit immer schadhafter und regendurchlässig.

Um 1937 ist die Kornmühle letztmalig modernisiert worden durch Einbau einer Ausmahlmaschine mit Steinwalze der Fa. Heckenmüller, Itzehoe, nebst zweiteiligem Plansichter. Bis dahin gab es neben dem Schrotgang (noch heute vorhanden) einen Ausmahlgang mit Franzosensteinen und (vermutlich) zwei Askania-Rundsichter. Die Tagesleistung betrug 1,5 t Getreide.

Johannes Nitschke betrieb die Mahl-, Öl- und Sägemühle bis Ende der 1960er Jahre und überschrieb sie 1972 an den 1953 eingeheirateten Schwiegersohn Willy Nowak und dessen Ehefrau Rosemarie, geb. Nitschke.

1964 nutzte Willy Nowak eine kurze Urlaubsreise seines Schwiegervaters zur Reparatur der schadhaften Turmhaube. Gemeinsam mit Paul Franz aus Straupitz wurde die alte Haube bis auf die Fugbalken und den Rollenkranz abgebrochen, das Kammrad mit Presse sowie die Windrose samt Getriebe enfernt und vom Turm geworfen. Viele Teile wie das Kammrad wurden verheizt, manche Teile sind zu Bruch gegangen wie die Windrosenwelle. Anstelle der alten Turmhaube wurde ein Flachdach gezimmert und auf der noch vorhandenen Flügelwelle abgestützt. Kurze Zeit später wurde die Mehlproduktion eingestellt und nur noch mit dem Mahlgang (Mühlsteine) für Futterzwecke geschrotet.

1974 starb Johannes Nitschke und mit ihm der letzte Herzblutmüller auf der Straupitzer Holländermühle.
Mitte der 70er Jahre wurde auch die Ölpresserei eingestellt. Das Hydraulikaggregat wurde ausgebaut und an den volkseigenen Betrieb „Pharma Gröditsch“ verkauft, angeblich auf Weisung der damaligen Kreisverwaltung (Rat des Kreises).

Willy Nowak arbeitete dann im Sägewerk Altzauche-Burglehn. Nebenher sägte und schrotete er ab und zu an den Wochenenden ein wenig für die Bevölkerung. In den 1980er Jahren bekam das Sägewerk in Altzauche-Burglehn einen Großauftrag zum Sägen vieler starker Eichen und pachtete dafür von Nowak das Sägewerk, um mit dem Hori-Gatter diese Eichen schneiden zu können. Dies geschah unter der Leitung von Herrn Ziener (verstorben) aus Straupitz.
Die Technik von Ölmühle und Getreidemühle verfiel zusehends, auch nahmen die Schäden an der Bausubstanz immer mehr zu (schadhaftes Mauerwerk, verfaulte Dielungen und Balkenlagen, undichte Fenster).

1988 verkauften Nowaks die Mühle an den Staat, sie wurde für kurze Zeit „Volkseigentum“. Allerdings verkaufte man nicht das gesamte Mühlengrundstück inkl. Wiese, sondern nur das mit der Mühle bebaute Grundstück, den alten Pferde(holz)schuppen und die Fläche vom ehemaligen Rundholzlagerplatz. Die Mühlwiese verblieb bis 2002 im Eigentum von Gerd Nowak, Sohn von Willy und Rosemarie Nowak und Enkel von Johannes Nitschke.

Neuer Besitzer der Mühle wurde der VEB Denkmalpflege Cottbus, der lediglich am Sägewerk Interesse zeigte und die anderen Mühlenteile (Kornmühle und Ölmühle) als Gerümpelkammer nutzte und dem weiteren Verfall überließ. Modernisiert wurde nichts, lediglich einige Elektrokabel für das Sägewerk wurden erneuert. Es gab keinen Wasseranschluß, und als Toilette diente eine Bretterbude („Plumpsklo“).

Im gleichen Jahr 1988 wurde Gerd Nowak angestellt. Er arbeitete bis 1990 als einzelner Sägewerker. Durch den Beitritt der DDR zur BRD wurde der VEB Denkmalpflege Cottbus zur „Denkmalpflege GmbH Cottbus“ privatisiert. Gerd Nowak wurde entlassen. Zu diesem Zeitpunkt bot die Mühle nur noch ein trauriges Bild, so gut wie alles war morsch und kaputt. Das Anwesen verwilderte zusehends.

Wegen des ruinöse Zustandes der Mühle hatte der Eigentümer kein Interesse mehr und bot diese dann 1990 der Gemeinde Straupitz zum Kauf an. Die damalige Bürgermeisterin willigte ein und veranlaßte die Überweisung des Rechnungsbetrages in Höhe von 49.396,20 DM. Ein rechtsgültiger (notarieller) Kaufvertrag wurde nicht abgeschlossen. Die Folge dessen war eine "offene Vermögensfrage" bis Oktober 1998, weshalb sämtliche Bemühungen zum Erhalt von Fördermitteln wegen "ungeklärter Eigentumsverhältnisse" scheiterten.

Dennoch wähnte sich die Gemeinde im rechtmäßigen Besitz und schickte etliche „Dorf-ABMer“ in die Mühle in dem Glauben, "ein gutes Werk am eigenen Eigentum" zu tun. Der Innenputz in der Kornmühle wurde abgeschlagen und mit den historischen Sägegattern Holz zum Eigenbedarf der Dorfverschönerungs-ABM gesägt. Der Sackboden in der Kornmühle wurde als Gerümpellager für alte unzählige Eisenrohre und Heizkörper einer Zentralheizung samt Kessel zweckentfremdet. Leider sind während dieser Zeit etliche Aus- und Einrichtungsgegenstände der Mühle spurlos verschwunden und unwiederbringlich verloren gegangen.

Ein Professor aus Nordrhein-Westfalen erarbeitete seinerzeit mit seinen Studenten eine Ortsgestaltungskonzeption für Straupitz. In dieser wurde empfohlen, die Mühle als Erlebnisgaststätte mit Weinkeller in der Ölmühle umzugestalten und die angrenzende Mühlenwiese (diese befand sich jedoch noch im Privateigentum von Nowaks) als Parkplatz für dörfliche Veranstaltungen zu nutzen. Glücklicherweise wurden diese Pläne nicht realisiert.

Am 19.12.1994 begann unter Leitung des Dipl.-Lehrers Klaus Rudolph das ABM-Projekt „Restaurierung der Turmwindmühle Straupitz; Teilprojekt: Ölmühle“ und damit zugleich die Erfolgsgeschichte zur Wiedergeburt der Straupitzer Windmühle. Klaus Rudolph war 16 Jahre lang bis 2010 Chef der Mühle und entwickelte diese als gewerblich produzierendes technisches Denkmal und touristisches Highlight der Region mit europaweiter Geltung und Anerkennung.

Historische Ansichten der Mühle

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Letzte produzierende Dreifachwindmühle Europas mit Mahl-, Öl- und Sägemühle.

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